Erster Tag
Als erstes sichere ich mir eine wunderschönen Zeltplatz auf dem "first come, first served" Desert View Campground. Dort befindet sich auch ein historischer Aussichtsturm, von wo aus ich einen ersten Eindruck des Grand Canyon bekomme. Danach geht es mit dem Auto auf einem Scenic Drive mit vielen Aussichtspunkten zum Visitor Center. Von dort aus nehme ich den Gratis-Shuttle ganz in den Westen des Parks und laufe zu Fuss der Klippe entlang. Man ist nie weiter als ein paar Meter vom Abgrund entfernt und mit jedem Meter und jeder Minute ändert sich die Szenerie. Kurz vor Sonnenuntergang werde ich dann auch noch Zeuge, wie sich ein Paar das Ja-Wort gibt. Die Abendstimmung ist sehr speziell, aber kaum zu fotografieren.
ZWeiter Tag
Ich stehe um 4 Uhr morgens auf, um pünktlich für den ersten Bus um 5 Uhr beim Visitor Center zu sein. Da seitens des Parks davon abgeraten wird, am selben Tag ganz in den Canyon runter und wieder rauf zu wandern, will ich mir so wenigstens die maximale Zeit und bisschen weniger Hitze im Canyongrund erkaufen. Im Bus treffe ich dann aber auf eine Gruppe Trailrunner, welche von der Südkante zur Nordkante und zurück rennen wollen - also doppelt soweit und doppelt so verrückt wie ich, oder? Die erste Stunde laufe ich bei kompletter Dunkelheit. Sobald es ein wenig hell wird kann man den steilen Pfad hinunter zum Colorado River erkennen. Als die ersten Sonnenstrahlen den Canyongrund treffen bin ich auch unten und geniesse am anderen Flussufer mein 2. Frühstück. Ja, man könnte auch per Pferd oder Maultier in den Canyon und zurück. Der Spass kostet aber rund 200$. Es geht zurück auf die Südseite des Canyons wo der lange Anstieg beginnt. Auch per Boot kann man für viel Geld und viel Zeit, aber deutlich weniger Anstrengung den Canyon von unten begutachten. Nach rund der Hälfte des Aufstiegs bin ich beim Indian Creek. Hier gibt es ein wenig Schatten und der Bach kühlt die Umgebung merklich ab. Je länger der Aufstieg dauert, desto häufiger schaue ich hoch und hoffe das Ende des Weges zu sehen. Meist sehe ich jedoch nur riesige Felswände und ich frage mich echt, wo hier der Weg überhaupt durchgehen soll. Erst gegen Ende kann ich dann zurückblicken und mit etwas Stolz den zurückgelegten Weg begutachten. Da ist doch das Sonnenuntergangsbier hochverdient!
Kurzzusammenfassung: 26.6 Kilometer, 1'512 Höhenmeter, 7:02 Stunden Gesamtzeit, Lukas ziemlich kaputt
Dritter Tag
Die vierstündige Fahrt von der Süd- zur Nordklippe des Grand Canyon ist einiges interessanter als Gedacht. Auf der Brücke über den Colorado sind eine Menge Leute. Der Grund sind mehrere California Condore, welche sich hier an der Sonne aufwärmen. Der Bestand dieses Vogels erholt sich langsam, nachdem zeitweise nur noch 24 Exemplare dieses riesigen Geiers auf der Welt lebten. Der Herbst ist hier definitiv auch angekommen und die Farben sind bei diesem Sonnenlicht einfach spektakulär. Sei es mitten in der vom Waldbrand noch gezeichneten Landschaft, mit Büffeln oder einfach so. Auf der Nordseite gibt es viel mehr Vegetation als im Süden. Sie ist zwar nur rund 100 Meter höher, das führt jedoch dazu, dass es deutlich kälter ist und mehr Niederschlag gibt. Zudem ist die Schlucht hier älter und zerklüfteter als auf ihrer Gegenseite. Und es hat nur etwa einen Zehntel der Touristen, da praktisch keine Infrastruktur besteht.
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